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Dienstag, 3. Dezember 2024

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Nova Gorica & Gorizia 2025 die Kulturhauptstadt Europas

„GO! 2025“ als einzigartiges Beispiel für grenzüberschreitendes Miteinander in Europa!

Die Europäische Union vergibt seit dem Jahre 1985 an europäische Städte, zuletzt auch an Regionen, für ein Jahr den Titel „Kulturhauptstadt Europas“. Der Titel soll dazu beitragen, den Reichtum, die Vielfalt und die Gemeinsamkeiten des kulturellen Erbes in Europa hervorzuheben und ein besseres Verständnis der Bürgerinnen und Bürger Europas füreinander zu ermöglichen. Heuer ist es mit Bad Ischl und dem Salzkammergut erstmals ein inneralpiner Zusammenschluss von nicht weniger als 23 Gemeinden, 2025 tragen den prestigeträchtigen Titel der (gemeinsamen) Kulturhauptstadt Europas mit Nova Gorica (Slowenien) und Gorizia (Italien) zwei Städte, die zwei Staaten und auch zwei verschiedene Kulturkreise (Slawen, Romanen) repräsentieren.

EIN GELEBTES MITEINANDER
Die Wahl der Städte Nova Gorica und Gorizia zur (gemeinsamen) Kulturhauptstadt Europas 2025 dokumentiert ein einzigartiges Beispiel für ein gelebtes, grenzüberschreitendes Miteinander in Europa. Verlief doch durch deren Mitte bis in die jüngere Vergangenheit die Grenze zwischen Ost und West in Europa, die der Zweite Weltkrieg gezogen hatte. Unter dem prestigeträchtigen Titel „GO! 2025“ wollen die beiden Städte eine Geschichte zum Leben erwecken, in der sich „Erinnerungen an die Vergangenheit und Visionen für die Zukunft zu einer erfolgreichen kulturellen Strategie verbinden“, und die darauf abzielt, die Lebensqualität der Menschen des gesamten Grenzgebietes langfristig zu verbessern.

COUNTDOWN LÄUFT
Für die Kulturhauptstadt Europas 2025 wird sich der Vorhang mit der offiziellen Eröffnung am 8. Februar 2025, übrigens dem jährlichen Kulturfeiertag aller Slowenen, heben. Der Countdown zum großen Ereignis läuft und ist auf einer großen Uhr am Europaplatz im Herzen von Gorizia zu sehen. Dann soll die gemeinsame Kulturhauptstadt Europas ihre Bürger, die gesamte Alpen-Adria-Region und nach Möglichkeit ganz Europa mit einem Feuerwerk an kulturellen und völkerverbindenden Veranstaltungen in ihren Bann ziehen.

EINST EINE STADT
Wie schon die Namen der Städte erahnen lassen, teilen sich Nova Gorica und Gorizia weitaus mehr als nur den Titel Kulturhauptstadt. Sie waren einst eine Stadt und standen als Görz bis 1918 unter österreichischen Einfluss. Eine Volkszählung im Jahr 1900 ergab, dass rund 63 Prozent der Bevölkerung Italiener, 19 Prozent Slowenen und elf Prozent (deutschsprachige) Österreicher waren. Berücksichtigt man diese Bevölkerungsverteilung, so ist es nicht verwunderlich, dass der Erste Weltkrieg nicht spurlos an Görz vorübergegangen war. Im Jahr 1916 gelang es den Italienern, die Stadt zum ersten Mal zu erobern, schon 1917 wurde sie von Österreich-Ungarn wieder zurückerobert. 1918 wurde Görz wieder von Italienern besetzt, bis es schließlich mit dem Vertrag von Saint-Germain von 1919, der nach dem Ersten Weltkrieg die Auflösung der österreichischen Reichshälfte Österreich-Ungarns regelte, an Italien fiel und zu Gorizia wurde.

Die Burg Görz aus dem 11. Jahrhundert erhebt sich malerisch auf einem Hügel über der Stadt.
Die Burg Görz aus dem 11. Jahrhundert erhebt sich malerisch auf einem Hügel über der Stadt.

STAATSGRENZE QUER ÜBER BAHNHOFPLATZ
Doch das Schicksal der Stadt nahm mit dem Zweiten Weltkrieg eine weitere Wendung. Im Jahr 1945 stießen die jugoslawischen Partisanen bis zum Isonzo vor und erhoben Anspruch auf das Stadtgebiet östlich des Flusses. In der Pariser Friedenskonferenz von 1947 wurden Verträge geschlossen, die unter anderem auch Grenzänderungen umfassten, wodurch Gorizia schließlich geteilt wurde. Östlich der Altstadt verlief die neue Staatsgrenze zwischen Italien und Jugoslawien westlich der Bahnstrecke Jesenice–Trieste quer über den Bahnhofsplatz Piazza della Transalpina in Form eines gewöhnlichen Metallzauns. Der östliche Teil von Gorizia wurde zu Nova Gorica.

IMMER EINE GUTE BEZIEHUNG
Aufgrund dieser Teilung wurden oft Parallelen zu Berlin gezogen. Der Vergleich hinkt jedoch etwas, da Italien und Jugoslawien stets eine gute Beziehung, die beiden Städte betreffend, pflegten. Das manifestierte sich in zahlreichen Kultur- und Sportveranstaltungen, die sich positiv auf das Zusammenleben auswirkten und selbst nach dem Zerfall Jugoslawiens und der Staatsgründung Sloweniens im Jahre 1991 weitergeführt wurden und heute immer noch werden. Was konnte also als besserer Beweis für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit und gute Nachbarschaft dienen, als die gemeinsame und letztlich auch erfolgreiche Kandidatur zur Kulturhauptstadt 2025?! Zentraler Schauplatz der Veranstaltungen wird der Europaplatz, der gemeinsame Platz der beiden Städte, sein.

GEMEINSAMES ERBE
Die über 600 geplanten kulturellen Veranstaltungen und über 60 Projekte haben auch das Ziel, den städtischen Raum neu zu beleben, das gemeinsame Erbe des Grenzgebiets weiterzugeben und Wissen zu vermitteln, um ein kulturelles Schaffen zu ermöglichen, das keine Grenzen kennt.

KULTURHAUPTSTADT CHEMNITZ
Obwohl der Titel von den Städten Nova Gorica und Gorizia gehalten wird, umfasst das Kulturhauptstadt-Gebiet auf der slowenischen Seite auch das Vipava-Tal, das Soča-Tal, das Hügelland Goriška Brda, das Trnovo-Hochland und das Hochland Banjščice sowie einen Teil des Karsts, während es auf der italienischen Seite der Grenze neben der Stadt Gorizia auch die gesamte Region Gorizia einschließt. Neben Nova Gorica und Gorizia ist es auch die Stadt Chemnitz, die den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025 tragen darf. (I.L.)

Am 8. Februar 2024, genau ein Jahr vor dem offiziellen Start zur Kultur­hauptstadt Europas 2025, fand auf dem Europaplatz in Görz der Countdown zu diesem Großereignis mit den Bürgermeistern von Gorizia und Nova Gorica und den Organisatoren aus beiden Städten statt.					Foto: Primorski dnevnik
Am 8. Februar 2024, genau ein Jahr vor dem offiziellen Start zur Kultur­hauptstadt Europas 2025, fand auf dem Europaplatz in Görz der Countdown zu diesem Großereignis mit den Bürgermeistern von Gorizia und Nova Gorica und den Organisatoren aus beiden Städten statt. Foto: Primorski dnevnik

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EIN GELEBTES MITEINANDER
Die Wahl der Städte Nova Gorica und Gorizia zur (gemeinsamen) Kulturhauptstadt Europas 2025 dokumentiert ein einzigartiges Beispiel für ein gelebtes, grenzüberschreitendes Miteinander in Europa. Verlief doch durch deren Mitte bis in die jüngere Vergangenheit die Grenze zwischen Ost und West in Europa, die der Zweite Weltkrieg gezogen hatte. Unter dem prestigeträchtigen Titel „GO! 2025“ wollen die beiden Städte eine Geschichte zum Leben erwecken, in der sich „Erinnerungen an die Vergangenheit und Visionen für die Zukunft zu einer erfolgreichen kulturellen Strategie verbinden“, und die darauf abzielt, die Lebensqualität der Menschen des gesamten Grenzgebietes langfristig zu verbessern.

COUNTDOWN LÄUFT
Für die Kulturhauptstadt Europas 2025 wird sich der Vorhang mit der offiziellen Eröffnung am 8. Februar 2025, übrigens dem jährlichen Kulturfeiertag aller Slowenen, heben. Der Countdown zum großen Ereignis läuft und ist auf einer großen Uhr am Europaplatz im Herzen von Gorizia zu sehen. Dann soll die gemeinsame Kulturhauptstadt Europas ihre Bürger, die gesamte Alpen-Adria-Region und nach Möglichkeit ganz Europa mit einem Feuerwerk an kulturellen und völkerverbindenden Veranstaltungen in ihren Bann ziehen.

EINST EINE STADT
Wie schon die Namen der Städte erahnen lassen, teilen sich Nova Gorica und Gorizia weitaus mehr als nur den Titel Kulturhauptstadt. Sie waren einst eine Stadt und standen als Görz bis 1918 unter österreichischen Einfluss. Eine Volkszählung im Jahr 1900 ergab, dass rund 63 Prozent der Bevölkerung Italiener, 19 Prozent Slowenen und elf Prozent (deutschsprachige) Österreicher waren. Berücksichtigt man diese Bevölkerungsverteilung, so ist es nicht verwunderlich, dass der Erste Weltkrieg nicht spurlos an Görz vorübergegangen war. Im Jahr 1916 gelang es den Italienern, die Stadt zum ersten Mal zu erobern, schon 1917 wurde sie von Österreich-Ungarn wieder zurückerobert. 1918 wurde Görz wieder von Italienern besetzt, bis es schließlich mit dem Vertrag von Saint-Germain von 1919, der nach dem Ersten Weltkrieg die Auflösung der österreichischen Reichshälfte Österreich-Ungarns regelte, an Italien fiel und zu Gorizia wurde.

Die Burg Görz aus dem 11. Jahrhundert erhebt sich malerisch auf einem Hügel über der Stadt.
Die Burg Görz aus dem 11. Jahrhundert erhebt sich malerisch auf einem Hügel über der Stadt.

STAATSGRENZE QUER ÜBER BAHNHOFPLATZ
Doch das Schicksal der Stadt nahm mit dem Zweiten Weltkrieg eine weitere Wendung. Im Jahr 1945 stießen die jugoslawischen Partisanen bis zum Isonzo vor und erhoben Anspruch auf das Stadtgebiet östlich des Flusses. In der Pariser Friedenskonferenz von 1947 wurden Verträge geschlossen, die unter anderem auch Grenzänderungen umfassten, wodurch Gorizia schließlich geteilt wurde. Östlich der Altstadt verlief die neue Staatsgrenze zwischen Italien und Jugoslawien westlich der Bahnstrecke Jesenice–Trieste quer über den Bahnhofsplatz Piazza della Transalpina in Form eines gewöhnlichen Metallzauns. Der östliche Teil von Gorizia wurde zu Nova Gorica.

IMMER EINE GUTE BEZIEHUNG
Aufgrund dieser Teilung wurden oft Parallelen zu Berlin gezogen. Der Vergleich hinkt jedoch etwas, da Italien und Jugoslawien stets eine gute Beziehung, die beiden Städte betreffend, pflegten. Das manifestierte sich in zahlreichen Kultur- und Sportveranstaltungen, die sich positiv auf das Zusammenleben auswirkten und selbst nach dem Zerfall Jugoslawiens und der Staatsgründung Sloweniens im Jahre 1991 weitergeführt wurden und heute immer noch werden. Was konnte also als besserer Beweis für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit und gute Nachbarschaft dienen, als die gemeinsame und letztlich auch erfolgreiche Kandidatur zur Kulturhauptstadt 2025?! Zentraler Schauplatz der Veranstaltungen wird der Europaplatz, der gemeinsame Platz der beiden Städte, sein.

GEMEINSAMES ERBE
Die über 600 geplanten kulturellen Veranstaltungen und über 60 Projekte haben auch das Ziel, den städtischen Raum neu zu beleben, das gemeinsame Erbe des Grenzgebiets weiterzugeben und Wissen zu vermitteln, um ein kulturelles Schaffen zu ermöglichen, das keine Grenzen kennt.

KULTURHAUPTSTADT CHEMNITZ
Obwohl der Titel von den Städten Nova Gorica und Gorizia gehalten wird, umfasst das Kulturhauptstadt-Gebiet auf der slowenischen Seite auch das Vipava-Tal, das Soča-Tal, das Hügelland Goriška Brda, das Trnovo-Hochland und das Hochland Banjščice sowie einen Teil des Karsts, während es auf der italienischen Seite der Grenze neben der Stadt Gorizia auch die gesamte Region Gorizia einschließt. Neben Nova Gorica und Gorizia ist es auch die Stadt Chemnitz, die den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025 tragen darf. (I.L.)

Am 8. Februar 2024, genau ein Jahr vor dem offiziellen Start zur Kultur­hauptstadt Europas 2025, fand auf dem Europaplatz in Görz der Countdown zu diesem Großereignis mit den Bürgermeistern von Gorizia und Nova Gorica und den Organisatoren aus beiden Städten statt.					Foto: Primorski dnevnik
Am 8. Februar 2024, genau ein Jahr vor dem offiziellen Start zur Kultur­hauptstadt Europas 2025, fand auf dem Europaplatz in Görz der Countdown zu diesem Großereignis mit den Bürgermeistern von Gorizia und Nova Gorica und den Organisatoren aus beiden Städten statt. Foto: Primorski dnevnik

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