Die Beziehung zwischen Polizei und Medien, die rasant zunehmende Cyber-Kriminalität, Präventionsarbeit, Gefahrenpotenziale, Schusswaffeneinsatz: Im Gespräch mit Landespolizeidirektorin Mag.a Dr.in Michaela Kohlweiß.
Was sind Ihre wichtigsten Aufgaben?
KOHLWEISS: Die Landespolizeidirektorin steuert und koordiniert unter anderem sämtliche Aufgaben im Rahmen der Sicherheits-, Kriminal-, Verkehrs- und Fremdenpolizei sowie der sonstigen Verwaltungspolizei. Wir sind Sicherheitsbehörde erster Instanz, landesweite Berufungs- und Oberbehörde und auch Dienstbehörde. Es geht nicht zuletzt um die strategische Ausrichtung, Planung der Investitionen, Personalressourcen und die Koordinierung der Geschäftsbereiche und Einheiten in den zehn Kärntner Bezirken mit 85 Inspektionen und mehr als 2400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
VIELSEITIGER POLIZEIDIENST
Der Polizeiberuf wird für junge Menschen immer attraktiver. Worauf führen Sie das zurück?
Im Vergleich zu anderen Bundesländern haben wir in Kärnten kein Rekrutierungsproblem. Wir sind für junge Menschen nach wie vor attraktiv, da unsere Vielseitigkeit den Polizeidienst so interessant macht. Die Möglichkeiten reichen beispielsweise vom Staatsschutz bis zur Spurensicherung, von der Präventionsarbeit bis zur Mordermittlung.
Wie viele Frauen und Männer absolvieren derzeit im Bildungszentrum Krumpendorf ihre Grundausbildung, wie hoch ist der Frauenanteil?
Wir haben aktuell 219 Kolleginnen und Kollegen in der Grundausbildung, davon 83 Frauen.
AUFSTOCKUNG IM CYBER-BEREICH
Besteht für einzelne Abteilungsbereiche Personalbedarf?
Wir stehen gerade wieder vor umfassenden Reformen beziehungsweise deren Umsetzung vor allem im kriminalpolizeilichen Bereich aber auch im Staatsschutz, wo jetzt wesentlich mehr Personal benötigt wird. Es werden in den Regionen eigene Kriminalassistenzdienststellen und ein so genanntes Cyberkompetenz -Trainingscenter in der Landespolizeidirektion eingerichtet. Dafür können wir erstmalig auch Sondervertragslösungen, vergleichbar mit der Privatwirtschaft, anbieten.
EIN FAIRER UMGANG MITEINANDER
Die Beziehung zwischen Polizei und Medien kann fallweise etwas kompliziert sein. Welche Erfahrungen haben Sie in Kärnten in dieser Hinsicht gemacht?
Natürlich gibt es manchmal, sagen wir es so, diametrale Ansätze. Aber insgesamt gibt es zwischen Polizei und den Medien einen sehr fairen Umgang miteinander, gerade in Kärnten. Unsere Öffentlichkeitsarbeit ist in dieser Hinsicht bemüht, gute Serviceleistungen zu erbringen.
„GEMEINSAM SICHER“
Worauf konzentriert sich unsere Polizei bei der Präventionsarbeit?
Derzeit natürlich auch auf den Cyber-Bereich und auf alles, was mit Internet-Betrug zu tun hat. Trotz verstärkter Präventionsarbeit registrieren wir hier die höchsten Zuwachsraten. Es gibt ständig neue kriminelle Erscheinungsformen. Hier nutzen wir die Initiative „GEMEINSAM.SICHER“, um gemeinsam mit der Bevölkerung die richtigen Maßnahmen zu setzen und Cyber-Kriminalität zu bekämpfen. Selbstverständlich dürfen dabei aber andere polizeiliche Aufgabenbereiche wie Diebstahl, Einbruch, Sucht, aber auch die so wichtige Jugendpräventionsarbeit nicht vernachlässigt werden.
NUR BEI ZWINGENDEN VERDACHTSFÄLLEN
Darf mich die Polizei abtasten, meine Tasche kontrollieren?
Die Polizei darf es, wenn die gesetzlichen Voraussetzungen gegeben sind. Die entsprechenden Befugnisse sind zum Beispiel im Sicherheitspolizeigesetz; aber auch im Straf- und Verwaltungsrecht klar geregelt.
„DIE GEFAHR SCHLÄFT NICHT“
Wie gefährlich ist der Beruf eines Polizisten oder einer Polizistin?
Per se ist es ein Beruf, der ein gewisses Gefährdungspotenzial in sich birgt, besonders dann, wenn Kolleginnen und Kollegen in einer Einsatzeinheit, im Streifendienst oder zum Beispiel bei Großveranstaltungen ihren Dienst verrichten. Keine Frage, die Gefahr schläft nicht. Andere polizeiliche Aufgabenbereiche sind aber selbstverständlich nicht permanent mit einem erhöhten Gefährdungspotenzial verbunden.
WENN DIE SCHUSSWAFFE …
Welche Einsätze sind für Ihre Kolleginnen und Kollegen besonders belastend?
Besonders belastend sind Amtshandlungen, bei denen Kinder involviert sind, aber auch dann, wenn Kolleginnen und Kollegen bei Amtshandlungen gezwungen sind, von der Schusswaffe Gebrauch zu machen. Da ergeben sich mitunter sehr schwierige Situationen, weil in Sekundenschnelle entschieden werden muss, was zu tun ist.
„ES GIBT KEINE ZIELVORGABEN“
Immer wieder ein Thema: Haben Polizisten wirklich Zielvorgaben bei der Einhebung von Strafmandaten?
Nein! Nein! Diese Zielvorgaben gibt es nicht. Was wir haben, sind Ressourcen-, Ziel- und Leistungspläne, Arbeitsprogramme und auch Themenschwerpunkte. Dabei kann ein Themenschwerpunkt „Gurtenkontrolle“ lauten, ein anderer „Alkohol am Steuer“. Das Ziel lautet dann zum Beispiel weniger Unfälle, die von Lenkern unter Alkohol- oder Drogeneinfluss verursacht werden.