6.6 C
Villach
Sonntag, 9. März 2025

Unabhängiges Stadt-Umland-Magazin

Eine natürliche Ablehnung gegen Verbauung der Berge

Windkraft, Chalets, Naturschutz, Tourismus, Sicherheit am Berg: Wenn‘s um den Naturschutz geht, hat unser Alpenverein eine gewichtige Stimme. Im Gespräch mit Dr. Werner Radl,
Obmann des Kärntner Alpenvereins.

Der Alpenverein verzeichnet in Kärnten 2024 einen Zuwachs von nahezu einem Prozent auf rund 48.000 Mitglieder. Worauf führen Sie diese Entwicklung zurück?
RADL: Das sind ganz reale Gründe wie der Versicherungsschutz, der Materialverleih und/oder die Begünstigung bei Hüttenübernachtungen und in Kletterhallen. Meines Erachtens überwiegen aber die „emotionalen“ Gründe, wie etwa die Qualitäten unseres ehrenamtlichen Führungspersonals, zum Beispiel Jugend-, Alpin- oder Wanderführer, die gepflegten alpinen Wanderwege, auch das Aufgehobensein in einer harmonischen Gemeinschaft gleichgesinnter Naturliebhaber und vieles mehr. Der AV Villach verzeichnete 2024 übrigens einen Zuwachs von 3,5 Prozent auf zirka 10.600 Mitglieder!

PENSIONSTEN IM „NACHWUCHS“
Wie steht es um den Nachwuchs bei den Ehrenamtlichen?
Das ist in den Sektionen unterschiedlich, aber in Kärnten können wir zufrieden sein. Es kommen immer wieder junge Ehrenamtliche zu uns, aber auch ältere, vor allem Pensionisten. Sie sagen, sie sind ihr Lebtag auf die Berge gegangen, haben die Wege und Hütten kennen- und schätzen gelernt und jetzt hätten sie Zeit zur ehrenamtlichen Mitarbeit. „Sie wollen dem Alpenverein etwas zurückgeben“! Wie gesagt, gilt das für die meisten Sektionen in Kärnten, also auch für Villach.

AUSBILDUNG FÜR HÜTTENWIRTE
Bei den Hütten wird es immer schwerer, Pächter zu finden?
Ja, es ist schwieriger geworden, weil auch die Ansprüche gestiegen sind. Eine Schutzhütte war früher einmal einfach zu „bedienen“: Holzherd, Ofen, ein paar Essensvarianten, kaum eine Beleuchtung, ein einfaches Lager – eine „Schutz“- Hütte halt. Heute sind viele Hütten hochtechnisiert, mit komplexer Energieversorgung, biologischen Kläranlagen und so weiter. Beispiele: Klagenfurter Hütte oder Dobratsch-Gipfelhaus. Wirte sollten auf vielen Gebieten Fachleute sein: Haustechnik, Umwelttechnik, Gastronomie, Buchhaltung, Weg- und Wetterkunde, vielseitige Handwerke, dazu eine emotionale Nähe zum Alpenverein. Für Interessenten gibt es spezifische Ausbildungskurse der Alpenvereinsakademie.

GEGEN CHALET-ANLAGEN
Mit Chalets und Hüttendörfern, also Tourismuseinrichtungen, hat der Alpenverein keine Freude. Weshalb?
Da fühlen wir uns an die wichtige Bestimmung unserer Satzung gebunden, seit 1927 dort so verankert: „Es ist Zweck des Vereines, alpine Sportarten und das Wandern zu fördern und zu pflegen, die Schönheit und Ursprünglichkeit der Bergwelt zu erhalten, die Kenntnisse über die Gebirge zu erweitern und zu verbreiten und dadurch auch die Liebe zur Heimat zu pflegen sowie die Wissenschaft und Forschung in diesem Bereich zu fördern. Deshalb können wir die Verbauung von Gebirgsregionen wie Hochrindl, Klippitztörl oder Stubeck nicht gutheißen.

„KOMMEN SIE, WIR HABEN NICHTS“
Was tut der Alpenverein, um den Naturschutz zu fördern und gleichzeitig den Tourismus zu unterstützen?
Wir fördern den sanften Tourismus, nach dem Motto: „Genieße die Schönheit der Berge, aber hinterlasse nichts außer deinem Fußabdruck“! In den „Bergsteigerdörfern“, einer Erfolgsgeschichte der besonderen Art seit etwa 20 Jahren, versuchen wir diese spezifische Idee des alternativen Tourismus umzusetzen: Die Einbindung der Gäste in die örtlichen Gegebenheiten – „Gastwirtschaft statt Fremdenverkehr“ – Versorgung mit regionalen Produkten, keine massentouristischen Einrichtungen („Kommen Sie zu uns, wir haben nichts“ – Villgraten!). In Kärnten gibt es schon fünf Bergsteigerdörfer, zum Beispiel Liesing.

„NICHT IN UNSEREM SINNE“
Welche Position vertritt der AV bei der Windkraft?
Wir sind nicht generell gegen die Windkraft, sondern nur dort, wo der Nutzen in keinem Verhältnis zu den Kosten steht: In der Parndorfer Senke beträgt die „Auslastung“ maximal 4000 Volllaststunden, von 8760 Jahresstunden, auf unseren Bergen maximal 1800 (!), bei immens höheren Errichtungs- und Erhaltungs kosten, nebst den ganzen unwiederbringlichen Schäden in hochsensiblen Ökosystemen der Alm- und Gebirgslandschaften. Übrigens: Alle derzeit bestehenden rund 1400 Windkraftanlagen in ganz Österreich leisten einen Beitrag zum gesamten Energieverbrauch von 2,2 Prozent, beim Stromverbrauch allein sind es allerdings zwölf Prozent.

Windräder sollen der Tod für Vögel sein?
Ja, das habe ich persönlich erlebt, auf der steirischen Seite nördlich der Weinebene. Zwei junge Männer haben im Bereich der Windräder den Boden abgesucht. Auf meine Frage sagen sie, sie seien beauftragt, tote Vögel zu suchen. Sie müssten die Tiere wegklauben, weil die Wanderer sie nicht sehen sollen; wöchentlich werden etwa drei bis vier tote Vögel eingesammelt, sagen sie.

Ähnliche Artikel

- Bezahlte Werbung -spot_img
- Bezahlte Werbung -spot_img
- Bezahlte Werbung -spot_img
- Bezahlte Werbung -spot_img

Beliebte Berichte

Eine natürliche Ablehnung gegen Verbauung der Berge

Windkraft, Chalets, Naturschutz, Tourismus, Sicherheit am Berg: Wenn‘s um den Naturschutz geht, hat unser Alpenverein eine gewichtige Stimme. Im Gespräch mit Dr. Werner Radl,
Obmann des Kärntner Alpenvereins.

Der Alpenverein verzeichnet in Kärnten 2024 einen Zuwachs von nahezu einem Prozent auf rund 48.000 Mitglieder. Worauf führen Sie diese Entwicklung zurück?
RADL: Das sind ganz reale Gründe wie der Versicherungsschutz, der Materialverleih und/oder die Begünstigung bei Hüttenübernachtungen und in Kletterhallen. Meines Erachtens überwiegen aber die „emotionalen“ Gründe, wie etwa die Qualitäten unseres ehrenamtlichen Führungspersonals, zum Beispiel Jugend-, Alpin- oder Wanderführer, die gepflegten alpinen Wanderwege, auch das Aufgehobensein in einer harmonischen Gemeinschaft gleichgesinnter Naturliebhaber und vieles mehr. Der AV Villach verzeichnete 2024 übrigens einen Zuwachs von 3,5 Prozent auf zirka 10.600 Mitglieder!

PENSIONSTEN IM „NACHWUCHS“
Wie steht es um den Nachwuchs bei den Ehrenamtlichen?
Das ist in den Sektionen unterschiedlich, aber in Kärnten können wir zufrieden sein. Es kommen immer wieder junge Ehrenamtliche zu uns, aber auch ältere, vor allem Pensionisten. Sie sagen, sie sind ihr Lebtag auf die Berge gegangen, haben die Wege und Hütten kennen- und schätzen gelernt und jetzt hätten sie Zeit zur ehrenamtlichen Mitarbeit. „Sie wollen dem Alpenverein etwas zurückgeben“! Wie gesagt, gilt das für die meisten Sektionen in Kärnten, also auch für Villach.

AUSBILDUNG FÜR HÜTTENWIRTE
Bei den Hütten wird es immer schwerer, Pächter zu finden?
Ja, es ist schwieriger geworden, weil auch die Ansprüche gestiegen sind. Eine Schutzhütte war früher einmal einfach zu „bedienen“: Holzherd, Ofen, ein paar Essensvarianten, kaum eine Beleuchtung, ein einfaches Lager – eine „Schutz“- Hütte halt. Heute sind viele Hütten hochtechnisiert, mit komplexer Energieversorgung, biologischen Kläranlagen und so weiter. Beispiele: Klagenfurter Hütte oder Dobratsch-Gipfelhaus. Wirte sollten auf vielen Gebieten Fachleute sein: Haustechnik, Umwelttechnik, Gastronomie, Buchhaltung, Weg- und Wetterkunde, vielseitige Handwerke, dazu eine emotionale Nähe zum Alpenverein. Für Interessenten gibt es spezifische Ausbildungskurse der Alpenvereinsakademie.

GEGEN CHALET-ANLAGEN
Mit Chalets und Hüttendörfern, also Tourismuseinrichtungen, hat der Alpenverein keine Freude. Weshalb?
Da fühlen wir uns an die wichtige Bestimmung unserer Satzung gebunden, seit 1927 dort so verankert: „Es ist Zweck des Vereines, alpine Sportarten und das Wandern zu fördern und zu pflegen, die Schönheit und Ursprünglichkeit der Bergwelt zu erhalten, die Kenntnisse über die Gebirge zu erweitern und zu verbreiten und dadurch auch die Liebe zur Heimat zu pflegen sowie die Wissenschaft und Forschung in diesem Bereich zu fördern. Deshalb können wir die Verbauung von Gebirgsregionen wie Hochrindl, Klippitztörl oder Stubeck nicht gutheißen.

„KOMMEN SIE, WIR HABEN NICHTS“
Was tut der Alpenverein, um den Naturschutz zu fördern und gleichzeitig den Tourismus zu unterstützen?
Wir fördern den sanften Tourismus, nach dem Motto: „Genieße die Schönheit der Berge, aber hinterlasse nichts außer deinem Fußabdruck“! In den „Bergsteigerdörfern“, einer Erfolgsgeschichte der besonderen Art seit etwa 20 Jahren, versuchen wir diese spezifische Idee des alternativen Tourismus umzusetzen: Die Einbindung der Gäste in die örtlichen Gegebenheiten – „Gastwirtschaft statt Fremdenverkehr“ – Versorgung mit regionalen Produkten, keine massentouristischen Einrichtungen („Kommen Sie zu uns, wir haben nichts“ – Villgraten!). In Kärnten gibt es schon fünf Bergsteigerdörfer, zum Beispiel Liesing.

„NICHT IN UNSEREM SINNE“
Welche Position vertritt der AV bei der Windkraft?
Wir sind nicht generell gegen die Windkraft, sondern nur dort, wo der Nutzen in keinem Verhältnis zu den Kosten steht: In der Parndorfer Senke beträgt die „Auslastung“ maximal 4000 Volllaststunden, von 8760 Jahresstunden, auf unseren Bergen maximal 1800 (!), bei immens höheren Errichtungs- und Erhaltungs kosten, nebst den ganzen unwiederbringlichen Schäden in hochsensiblen Ökosystemen der Alm- und Gebirgslandschaften. Übrigens: Alle derzeit bestehenden rund 1400 Windkraftanlagen in ganz Österreich leisten einen Beitrag zum gesamten Energieverbrauch von 2,2 Prozent, beim Stromverbrauch allein sind es allerdings zwölf Prozent.

Windräder sollen der Tod für Vögel sein?
Ja, das habe ich persönlich erlebt, auf der steirischen Seite nördlich der Weinebene. Zwei junge Männer haben im Bereich der Windräder den Boden abgesucht. Auf meine Frage sagen sie, sie seien beauftragt, tote Vögel zu suchen. Sie müssten die Tiere wegklauben, weil die Wanderer sie nicht sehen sollen; wöchentlich werden etwa drei bis vier tote Vögel eingesammelt, sagen sie.

Ähnliche Artikel