Der Schock sitzt tief nach der Entscheidung der Vereinigten Kärntner Brauereien, den Standort Villach zu einer reinen Schaubrauerei umzubauen. Ein Stück gelebte Geschichte geht damit wohl für immer verloren. Das bedeutet aber nicht, dass die Braukunst und das damit einhergehende Handwerk in und um Villach gänzlich auf der Strecke bleiben.
Denn der Gegentrend zur Globalisierung und Monopolisierung des Biermarktes durch einen niederländischen Brauereiriesen hat auch in Kärnten bereits vor einigen Jahren eingesetzt. Microbrewing, also Klein- und Kleinstbrauereien, die bis ins 20. Jahrhundert hinein gängige Praxis im Land waren, sind wieder auf dem Vormarsch. Diese können zwar den Verlust von Arbeitsplätzen nicht kompensieren, aber in ihnen lebt die Brautradition der Stadt vollmundig weiter. Allein in der Gegend um Villach gibt es mit der Malle Biermanufaktur, dem Turmbräu, der Pucher Biermacherei und Hochtal Bier in Bad Bleiberg gleich mehrere Gelegenheiten, regional gebrautes Bier mit Charakter zu genießen.
Charakterstärke beweist auch Nadja Kayali, die als neue Intendantin des Carinthischen Sommers ihren Hauptwohnsitz extra nach Villach verlegt hat. Mit prickelndem Elan will sie Kärntens größtem Kulturfestival, das heuer täglich von 6. Juli bis 4. August stattfindet, zu einer europäischen Dimension verhelfen.
Ebenfalls prickelnd wird die Neugestaltung der Fußgängerbrücke beim Congress Center Villach. In einer öffentlichen Ausschreibung wurden Street-Artists gesucht, die die prominente Nordseite der Brücke mit Graffiti-Kunst besprühen werden. Das kann gefallen, muss es aber nicht. In jedem Fall ist es aber ein sichtbares Zeichen, dass die Stadt Villach ihre Jugend ernst nimmt und der Jugendkultur einen entsprechenden Platz einräumt.
Soziale Verantwortung zeigt auch der Tech-Gigant Infineon. In einer sozial-ökologischen Kooperation mit AfB social & green IT werden seit mittlerweile zehn Jahren ausrangierte IT-Geräte einem zweiten Lebenszyklus zugeführt. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern sichert auch Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung.
Simon Martinschitz