Katastrophale Unwetter, Starkregen, Muren, Hochwasser … Der Klimawandel ist eine sehr ernste Tatsache. Lösungen gibt es viele, doch deren Wirkung liegt in weiter Ferne. Im Gespräch mit Andreas Jäger, bekannter Meteorologe, Klimaexperte und Moderator.
Kärnten war auch im Vorjahr von schwersten Unwettern betroffen. Sturm, Hagel, Hochwasser – wird das jetzt zur üblichen Wetterprognose?
JÄGER: Üblich ist natürlich übertrieben, aber Unwetter werden häufiger – es ist mit der Wärme und dem Wasserdampf einfach mehr Energie in der Atmosphäre.
INFLATIONSTREIBER
In Kärnten spielt neben der Wirtschaft der Tourismus eine bedeutende Rolle. Welche Auswirkungen hat der Klimawandel generell auf die Wirtschaft?
Sehr vielfältig. Der Klimawandel wird zunehmend zum Inflationstreiber. Olivenöl zum Beispiel ist sehr teuer geworden, weil Spanien als weltgrößter Produzent 50 Prozent der Ernte auf Grund des Hitzesommers einbüßte.
„ES GEHT ANS EINGEMACHTE“
Wie ernst ist der Klimawandel?
Sehr ernst. Es geht langsam, aber sicher ans Eingemachte. Um es klar auszusprechen: Der menschgemachte Klimawandel lässt sich nicht „wegkickeln“.
Was sind die größten Hürden auf dem Weg zu einem besseren Klima?
Die Menschen dazu zu kriegen, an einem Strang zu ziehen. Die Lösungen sind alle da.
„DAS IST DER BREMSWEG“
Die Wetterextreme nehmen zu, der Klimawandel ist Realität. Kann noch gegengesteuert werden? Wenn ja, gibt es Lösungen, die kurzfristig wirken könnten?
Es gibt viele Lösungen, aber Wirkung zeigen sie allesamt erst in zwei bis drei Jahrzehnten – das ist der Bremsweg. Das zu vermitteln und umzusetzen, ist die schwierigste Aufgabe der Politik.
„ÜBER DEN SCHATTEN SPRINGEN“
Wie sehen Sie den Klimaaktivismus, also die so genannten Klimakleber – über ihre Methoden wird diskutiert, aber kaum über das eigentliche Thema?
Langsamer zu fahren, wäre die einfachste Möglichkeit – ohne wesentliche Kosten! –, viel zu erreichen: Weniger Unfälle und Verkehrstote, weniger Feinstaub, weniger Lärm … da gibt es nichts zu diskutieren. Wir müssten nur über unseren Schatten springen.
CHINA – FRIEDHOF DER AUSREDEN
China steht immer wieder als Gegenargument im Raum. China verursacht nahezu 31 Prozent des weltweiten CO2-Ausstosses. Sollen also die Chinesen was tun?
China tut sehr viel. Sie haben derart viel Geld in Wind und Solar investiert, dass ihr Strom heute grüner als der von Deutschland ist. Das China-Argument bitte auf den Friedhof der Ausreden entsorgen.
Wie etwa in der Gemeinde Treffen bei Villach, ruinierte 2022 ein Extremwetter etliche Wohnhäuser. Muss damit gerechnet werden, dass Gebiete unbewohnbar werden?
Unbewohnbar eher nicht. Aber vielleicht sind manche Lagen irgendwann zu teuer und daher nicht mehr haltbar? Es kommen schwere Entscheidungen auf uns zu.
„DIE RICHTIGE HERANGEHENSWEISE“
Auch Villach wird ein immer „heißer werdendes Pflaster“. Die Draustadt kühlt sich nach dem Schwammstadt-Prinzip ab und reagiert im Zentrum mit einer Grünen Allee. Eine adäquate Lösung?
Gratuliere, das ist genau die richtige Herangehensweise. Wir puffern in der Schwammstadt Starkregenfälle – dadurch verringern wir die Überschwemmungsgefahr und halten Wasser für die Verdunstungskühlung zurück.
Es heißt, die Landwirtschaft ist global in hohem Maße Verursacherin der Erderhitzung. Wie kann die Landwirtschaft aktiv zum Klimaschutz beitragen?
Die Landwirtschaft kann durch Humusaufbau von der CO2-Quelle zur Senke werden!
„SCHNEEHÜHNERN GEHEN DIE BERGE AUS“
Es werden milde Winter prognostiziert – werden wir aufs Schifahren verzichten müssen?
Wenn wir uns am Riemen reißen, werden wir in den höheren Schigebieten weiter Schi fahren können, wenn nicht, wird es auch oben eng. Dann geht es Schifahrern wie den Schneehühnern in der Steiermark, denen langsam die Berge ausgehen … (Publikation „Die Alpen im Fieber“, von Andreas Jäger.)
„RUNTER MIT DEM FLEISCHKONSUM“
Was kann jeder Einzelne für den Klimaschutz tun?
Es geht um Verkehr und Essen: Weniger Autofahren, so gut es geht, nicht Fliegen. Und runter mit dem Fleischkonsum!