Die Netzabstützung für den äußerst stark wachsenden Wirtschaftsstandort Villach steht bereits unter Spannung und ist seit kurzem im Normalbetrieb. Im Gespräch mit dem Geschäftsführer der KNG-Kärnten Netz GmbH, Dipl.-Ing. Dr. Reinhard Draxler, über die Bedeutung dieses Meilensteins in der heimischen Energieversorgung.
Für die sichere Stromversorgung ist eine so genannte Netzabstützung erforderlich – was kann sich der Laie darunter vorstellen?
DRAXLER: Eine Netzabstützung ist die Anbindung ans österreichweite Stromnetz. Das heißt, dieses überregionale Netz verbindet die Stromerzeugungs- und Verbrauchsschwerpunkte mit dem Kärntner Netz.
FÜR DIE NÄCHSTEN JAHRZEHNTE
Die neue 220/110-kV-Netzabstützung steht seit März unter Spannung. Was bedeutet diese Netzabstützung für den Großraum, insbesondere für den Stadtbereich von Villach?
Das bedeutet, dass sich jetzt der Großraum Villach, eines der am stärksten prosperierenden Wirtschaftsgebiete mit zahlreichen bedeutenden Industrie- und Gewerbebetrieben, mit den vielen öffentlichen Einrichtungen auch in den nächsten Jahrzehnten gut weiterentwickeln kann. Ebenso stark im Wachsen begriffen sind mit rund 150.000 Einwohnern die Bezirke Villach-Stadt und -Land. Die Netzabstützung ist sozusagen das Fundament für eine positive Zukunftsentwicklung und weiteres Wachstum.
DIE ROLLENVERTEILUNG
Die Investition zur Netzabstützung erfolgte in Partnerschaft mit Austrian Power Grid und Kärnten Netz. Wie war hier die Rollenverteilung?
Die Rollenverteilung ist gesetzlich geregelt. Die Austrian Power Grid, die APG, ist fürs überregionale Netz verantwortlich, also für die 220-kV-Ebene zuständig, die Kärnten Netz GmbH, KNG, für die 110-kV-Ebene mit den Umspannwerken und Leitungen.. Somit liegt auch der Verantwortungsbereich für die Zwölf-Kilometer-Leitung vom neuen Umspannwerk Fürnitz zum Umspannwerk in Landskron bei Kärnten Netz.
MEILENSTEIN FÜR DIE STROMVERSORGUNG
Diese Netzabstützung wurde medial wiederholt als Meilenstein apostrophiert. Ihre Wahrnehmung?
Die Errichtung einer derartigen Netzabstützung erfolgt nur bei dringendem Bedarf und kommt deshalb nicht alle Tage vor. Das hängt davon ab, wie stark eine Region wächst, und Villach ist eben genau der Raum, der dringend eine Netzabstützung benötigt. Nachdem es in Kärnten bis jetzt ja nur zwei Abstützungen gibt, nämlich jene bei Völkermarkt und eine im Mölltal, kann über die Villacher Netzabstützung durchaus von einem Meilenstein für die Stromversorgung gesprochen werden.
BIS ZU EINEM JAHR IM PROBEBETRIEB
Unter welchen Kriterien wird so ein gewaltiges Umspannwerk in der Praxis hochgefahren?
Es ist natürlich kein einfaches Drücken auf irgendeinen Knopf. Die Phase der Inbetriebnahme ist mit unzähligen Tests verbunden, die gemeinsam mit der APG und den Herstellerfirmen durchgeführt werden. Es kann rund ein Jahr dauern, bis die Gesamtanlage grünes Licht für die definitive Inbetriebnahme bekommt.
HERAUSFORDERNDE BEHÖRDENVERFAHREN
Welche Arbeiten haben sich nachbetrachtet als die herausforderndsten erwiesen?
Es waren weniger die technischen oder klassischen Errichtungsarbeiten, sondern in erster Linie die Suche nach dem geeigneten Standort und als absolut herausforderndster Teil die Verhandlungen mit den Grundeigentümern und vor allem die behördlichen Genehmigungsverfahren.
MÖGLICHST RESSOURCENSCHONEND
Insgesamt wurden 80 Millionen Euro investiert. Inwieweit kommt darin das Thema „Nachhaltigkeit“ zum Ausdruck?
Bereits von der Planung her waren wir bemüht, jede Phase möglichst ressourcenschonend abzuarbeiten beziehungsweise die Natur geringstmöglich zu beeinträchtigen. Natürlich werden der Leitungsbau und die Errichtung des Umspannwerkes immer als technische Bauwerke wahrgenommen. Doch konnte das Umspannwerk derart in eine Waldlandschaft integriert werden, dass es von außen fast kaum einsehbar ist. Das ist uns auch bei der Leitungstrasse, zum Beispiel im Dobrova-Waldbereich, über weite Strecken gelungen. Von den insgesamt zwölf Kilometern ist die Freileitung auf einer Strecke von rund acht Kilometern von außerhalb praktisch kaum wahrnehmbar. Die Leitungsführung folgte ansonsten größtenteils entlang vorhandener Infrastruktureinrichtungen wie etwa entlang der Autobahn.
VON DER KORALM BIS ZUM GLOCKNER…
Welche Aufgabenbereiche hat Kärnten Netz für die Bevölkerung unseres Bundeslandes insgesamt abzudecken?
Wir sind gesetzlich dazu verpflichtet, der Bevölkerung und Wirtschaft eine sichere und zuverlässige Stromversorgung zu bieten – und das von der Koralm bis zum Großglockner. Darüber hinaus sind wir auch Gasnetzbetreiber.
GUT AUF „BLACKOUT“ VORBEREITET
„Blackout“ steht im Raum. Inwiefern ist Kelag Netz dagegen gewappnet?
Zu einem „Blackout“ kann es natürlich jederzeit kommen. Wichtig ist, dass wir im Falle des Falles gut darauf vorbereitet sind. Und das sind wir, und zwar auch in der Weise, dass die Stromversorgungsanlagen mit all ihren Querverbindungen größtmöglich am neuesten Stand der Technik gehalten werden. Was Kärnten betrifft, können wir die Energieversorgung vor allem durch die Pumpspeicherkraftwerke wieder rasch herstellen, innerhalb eines halben oder ganzen Tages – vorausgesetzt natürlich, dass durch den „Blackout“ keine wichtigen Anlagenteile zerstört worden sind.