Im Gespräch mit Sarah Katholnig, die neue Erste Vizebürgermeisterin der Stadt Villach. Im Gespräch mit ihr – ihre persönlichen Herzensthemen und wofür sie in der Kommunalpolitik steht.
Sie sind jetzt rund drei Monate in der Villacher Kommunalpolitik als Erste Vizebürgermeisterin aktiv. Haben Sie sich schon eingearbeitet oder gibt es noch irgendwo Aufholbedarf?
Katholnig: Als Klubgeschäftsführerin war ich fünf Jahre schon ganz nah an den Themen. Ich lese und recherchiere ganz viel. Wichtig sind mir immer Fakten. Wer mich kennt, weiß, dass ich mich nie auf dem Gelernten ausruhe, sondern immer weiter das Beste für unsere Stadt möchte. Lebenslanges Lernen und Offensein für neue Themen sind ganz wichtig.
UNTERSCHRIFTEN FÜR SPIELPLATZ
Was bewog Sie, Politikerin zu werden?
Ich war 13 Jahre alt, als ich Unterschriften für einen damals fehlenden Spielplatz in Landskron gesammelt habe. Mit etwas Zeitverzögerung wurde dieser dann tatsächlich umgesetzt, samt schönem Park. Mir hat das damals eines gezeigt: Dass man mit Anpacken etwas verändern kann – und das hat mich geprägt.
„IMMER AUF AUGENHÖHE“
Wie wollen Sie Sie Ihre Politik für die Villacherinnen und Villacher insgesamt anlegen?
Ich höre zu, will immer ganz nah bei den Menschen sein. Immer auf Augenhöhe. Ich sehe mich als Angestellte der Bürgerinnen und Bürger und habe die Möglichkeit, gemeinsam mit den Menschen Villach mitzugestalten.
Welche Voraussetzungen glauben Sie mitzubringen, um Villachs Kommunalpolitik zukunftsorientiert gestalten zu können?
Ich bin früh Mutter geworden, war alleinerziehend. Ich kenne die Herausforderungen, wenn man beispielsweise nicht weiß, wie man den Schikurs bezahlen soll oder die Waschmaschine kaputt wird. Ich habe dann lange im Kärntner Bildungswerk und anschließend sechs Jahre im Sozialamt gearbeitet, bin außerdem in sehr vielen Vereinen verankert und seit mehr als zehn Jahren Gewerkschafterin. Ich kenne die Themen. Und gerade als Mutter ist es mir wichtig, die Verantwortung zu übernehmen, allen Kindern ein gutes, lebenswertes Villach zu übergeben.
NEUE LENKUNGMASSNAHMEN
Der Naturpark feiert heuer sein 20-jähriges Bestehen. Was wollen Sie als zuständige Referentin erreichen, wohin soll sich der Naturpark entwickeln?
Unsere Aufgabe ist es nun, unseren Hausberg, unseren Trinkwasserspeicher, zu schützen. Der Spagat zwischen sanftem Tourismus, dem Dobratsch als Naherholungsgebiet und als Wasserberg für alle Villacherinnen und Villacher funktioniert gut. Das gilt es zu bewahren und zu beschützen. Ganz wichtig zur Entlastung des Berges sind die neuen Lenkungsmaßnahmen wie die Einführung der Parkgebühren und die Verstärkung der Busfrequenz.
DIE PERSÖNLICHEN HERZENSTHEMEN
Was sind Ihre persönlichen politischen Ziele für Villach?
Villach ist meine Heimatstadt, eine grenzenlose Stadt, eine lebenswerte Stadt. Mein Ziel ist es, Villach mit den Villacherinnen und Villacher gemeinsam zu gestalten. Meine persönlichen Herzensthemen sind Bildung und Nachhaltigkeit. Beste Bildung bedeutet beste Chancen für Kinder, da haben wir in Villach bereits einen hohen Standard. Ich kämpfe auch dafür, dass der Bund gerade im elementaren Bildungsbereich erkennt, dass mehr Geld für Kindergärten auch bessere Chancen für alle Kinder bedeutet. Im Bereich der Nachhaltigkeit ist es mir wichtig, dass wir für die Zukunft „vorbauen“. Jeder Baum, jede Maßnahme wird nicht für uns deutlich spürbar sein, sondern für unsere Enkelkinder.
„Ich sehe mich als Angestellte der Bürgerinnen und Bürger.“
Erste Vizebürgermeisterin Sarah Katholnig
„NACHHALTIGKEIT IST IN UNSERER DNA“
Sie sind auch Referentin für Nachhaltigkeit. Worin geht’s in diesem Referat schwerpunktmäßig?
Wir haben schon viel auf den Weg gebracht. Nachhaltigkeit ist in unserer DNA verankert. Wir sind eine e5-Gemeinde mit Goldstatus, haben den Climate Star bekommen, sind Fernwärmehauptstadt, die einzige Fairtrade-Stadt in Kärnten, versuchen möglichst plastikfrei zu sein, haben einen Nachhaltigkeitsausschuss, setzen auf grüne Ecken und mehr Grün statt Grau, leben Biodiversität, haben eine Photovoltaik-Offensive, sind beim Klimabündnis, haben ein Re-Use-Netzwerk und ein Fünf-Punkte-Wohnprogramm mit Ausgleichsflächen sowie verpflichtendem Grünanteil bei Projekten. Aber wichtig ist, dass wir uns nicht ausruhen, sondern für die Zukunft weiterdenken.
MINI EDUCATIONAL LAB
Es heißt, Bildung ist unser wichtigster Rohstoff für die Zukunft. Welche Beiträge leistet die Stadt Villach dafür?
Mit der Kindergarten-Offensive haben wir schon mehr als 100 neue Kindergartenplätze geschaffen. Als nächstes wird der Kindergarten im Technologiepark umgesetzt, dann folgt der erste Bildungscampus in der Richard-Wagner-Schule. Frisch fertig ist die Volksschule Landskron, die nachhaltigste und modernste Schule der Stadt. Ganz besonders freut es mich, dass wir in Villach ein Mini Educational Lab bekommen werden, das besonders Kinder, und im speziellen auch Mädchen, schon im Kindergartenalter an technische Themen und Bereiche heranführen soll.