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Donnerstag, 21. November 2024

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„Wir haben schon viele Konzerne überlebt“

Märkte spielen für die Versorgung der Menschen mit wichtigen Gütern seit jeher eine große Rolle. Früher und heute genauso. Sissy Wolfberger, Obfrau des Kärntner Markt-, Straßen- und Wanderhandel, vertritt in Kärnten rund 280 Standlerinnen und Standler.

Was ist Ihr primärer Aufgabenbereich und Ihres Teams?
WOLFBERGER: Vor allem darauf zu achten, dass die Märkte problemlos ablaufen, die Zusammenarbeit mit den Gemeinden, die Märkte veranstalten, reibungslos funktioniert, aber in erster Line geht es mir um die Zufriedenheit meiner Kolleginnen und Kollegen.

BÜRO ODER BETRIEB?
Was hat Sie dazu inspiriert, als Markt- oder Wanderhändler zu arbeiten?
Das hat bei mir weniger mit Inspiration zu tun. Ich hatte Angewandte Betriebswirtschaft studiert, wobei sich nach Abschluss dann die Frage stellte: Setze ich mich in ein Büro oder übernehme ich den Betrieb? Die Antwort war dann relativ schnell da. Jetzt führe ich den Betrieb in vierter Generation.

ANDERES KAUFVERHALTEN
Was sind die größten Herausforderungen, mit denen unsere Wanderhändler konfrontiert sind?
Eine der Herausforderungen ist beispielsweise die Veränderung im Kaufverhalten. Es passiert immer öfter, dass sich Kunden etwa über Bekleidungsstücke informieren, Anproben machen, dann aber sagen, danke, das bestelle ich gelegentlich übers Internet. Dann teils auch Gemeinden, die sich nicht um ihre Märkte gekümmert haben, weil es Selbstläufer waren, aber, hoppala, jetzt draufkommen, dass man damit Geld machen kann. Dabei wird mitunter versucht, das Rad neu zu erfinden und die Grundsubstanz eines Marktes nachteilig zu verändern.

DIE VILLACHER MÄRKTE
Welche Bedeutung haben die Villacher Märkte wie Dreikönigsmarkt, Laurentiusmarkt oder Jakobimarkt für Ihre Kollegenschaft?
Nachdem wir ja im Winter traditionell weniger zu tun haben, ist der Dreikönigsmarkt, der erste größere im Jahr, für uns ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor. Bis März-Ende sitzen wir gewissermaßen auf dem Trockenen. Wir müssen schauen, dass wir mit den Umsätzen des Vorjahres über die Runden kommen. Bedeutend ist auch der Laurentiusmarkt, hingegen hat der Jakobimarkt an Bedeutung verloren. Insgesamt vermissen wir in Villach ein echtes Bemühen um den Erhalt der Märkte.

UM DAS ÜBERLEBEN ZU SICHERN
Spielen die Christkindlmärkte für Ihre Branche eine Rolle?
Eine sehr wichtige sogar. Ursprünglich sind ja die Christkindlmärkte ins Leben gerufen worden, um den Marktfahrern das Überleben zu sichern. Das hat sich geändert, wir werden teils verdrängt, weil zunehmend der stationäre Handel und mehr Gastronomie zum Zug kommen, also Betriebe, die in der Lage sind, das ganze Jahr Umsätze zu machen.

FRÜHER UND HEUTE

Inwieweit haben sich in den letzten Jahren das Warenangebot und Käuferverhalten verändert?
Früher haben die Leute fast alles auf Märkten gekauft, was fürs tägliche Leben erforderlich war – die Schürze für den Stall, die gestrickte Strumpfhose für die kältere Jahreszeit und natürlich Geschirr, Schuhe, Spielzeug und so weiter. Früher waren die Menschen auch nicht so mobil. Heute kommt man mehr gezielt auf den Markt, um etwas in höherer Qualität zu kaufen, das man sich wünscht und sich gönnen will.

Was unterscheidet die Märkte in der Stadt von jenen, die auf den Wiesenmärkten abgehalten werden?
Da gibt es schon Unterschiede. In den Dörfern rennt viel öfter der Schmäh, es geht alles etwas leichter von der Hand. Die Wiesenmärkte sind für uns enorm wichtig, hier machen wir einen großen Prozentsatz unseres Jahresumsatzes. Allerdings werden auf den Wiesenmärkten zunehmend Remmidemmi und Party verstärkt und der Markt etwas in den Hintergrund gerückt.

„SIE SIND DANKBAR“
Wo finden Sie die zufriedenstellendsten Verhältnisse vor?
Vor allem in den Regionen, in den Tälern, sind die Menschen einfach etwas anders. Sie sind dankbar, dass wir kommen, es ist ein bisschen familiärer. Das vermittelt uns Gefühle, die uns gut tun.

Wie hat sich Ihr Geschäft im Laufe der Jahre verändert, insbesondere durch Online-Shopping oder soziale Medien?
Bei gewissen Zielgruppen kommen Märkte-Informationen über soziale Medien natürlich besser an. Jene Menschen in einem bestimmten Alter, die mit sozialen Medien nichts zu tun haben, erreichen wir über die klassischen Medien. Das zunehmende Online-Shopping ist auch für uns nicht unproblematisch, aber in Summe gesehen, glaube ich, ist die Gefahr für den Markthandel noch überschaubar.

„WIR HABEN KONZERNE ÜBERLEBT“
Der Markt-, Straßen- und Wanderhandel hat Zukunft, weil …
… Märkte hat’s immer schon gegeben und wird’s immer geben. Sagen wir es so: Wir haben in der Vergangenheit schon viele Konzerne erlebt, und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.

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Märkte spielen für die Versorgung der Menschen mit wichtigen Gütern seit jeher eine große Rolle. Früher und heute genauso. Sissy Wolfberger, Obfrau des Kärntner Markt-, Straßen- und Wanderhandel, vertritt in Kärnten rund 280 Standlerinnen und Standler.

Was ist Ihr primärer Aufgabenbereich und Ihres Teams?
WOLFBERGER: Vor allem darauf zu achten, dass die Märkte problemlos ablaufen, die Zusammenarbeit mit den Gemeinden, die Märkte veranstalten, reibungslos funktioniert, aber in erster Line geht es mir um die Zufriedenheit meiner Kolleginnen und Kollegen.

BÜRO ODER BETRIEB?
Was hat Sie dazu inspiriert, als Markt- oder Wanderhändler zu arbeiten?
Das hat bei mir weniger mit Inspiration zu tun. Ich hatte Angewandte Betriebswirtschaft studiert, wobei sich nach Abschluss dann die Frage stellte: Setze ich mich in ein Büro oder übernehme ich den Betrieb? Die Antwort war dann relativ schnell da. Jetzt führe ich den Betrieb in vierter Generation.

ANDERES KAUFVERHALTEN
Was sind die größten Herausforderungen, mit denen unsere Wanderhändler konfrontiert sind?
Eine der Herausforderungen ist beispielsweise die Veränderung im Kaufverhalten. Es passiert immer öfter, dass sich Kunden etwa über Bekleidungsstücke informieren, Anproben machen, dann aber sagen, danke, das bestelle ich gelegentlich übers Internet. Dann teils auch Gemeinden, die sich nicht um ihre Märkte gekümmert haben, weil es Selbstläufer waren, aber, hoppala, jetzt draufkommen, dass man damit Geld machen kann. Dabei wird mitunter versucht, das Rad neu zu erfinden und die Grundsubstanz eines Marktes nachteilig zu verändern.

DIE VILLACHER MÄRKTE
Welche Bedeutung haben die Villacher Märkte wie Dreikönigsmarkt, Laurentiusmarkt oder Jakobimarkt für Ihre Kollegenschaft?
Nachdem wir ja im Winter traditionell weniger zu tun haben, ist der Dreikönigsmarkt, der erste größere im Jahr, für uns ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor. Bis März-Ende sitzen wir gewissermaßen auf dem Trockenen. Wir müssen schauen, dass wir mit den Umsätzen des Vorjahres über die Runden kommen. Bedeutend ist auch der Laurentiusmarkt, hingegen hat der Jakobimarkt an Bedeutung verloren. Insgesamt vermissen wir in Villach ein echtes Bemühen um den Erhalt der Märkte.

UM DAS ÜBERLEBEN ZU SICHERN
Spielen die Christkindlmärkte für Ihre Branche eine Rolle?
Eine sehr wichtige sogar. Ursprünglich sind ja die Christkindlmärkte ins Leben gerufen worden, um den Marktfahrern das Überleben zu sichern. Das hat sich geändert, wir werden teils verdrängt, weil zunehmend der stationäre Handel und mehr Gastronomie zum Zug kommen, also Betriebe, die in der Lage sind, das ganze Jahr Umsätze zu machen.

FRÜHER UND HEUTE

Inwieweit haben sich in den letzten Jahren das Warenangebot und Käuferverhalten verändert?
Früher haben die Leute fast alles auf Märkten gekauft, was fürs tägliche Leben erforderlich war – die Schürze für den Stall, die gestrickte Strumpfhose für die kältere Jahreszeit und natürlich Geschirr, Schuhe, Spielzeug und so weiter. Früher waren die Menschen auch nicht so mobil. Heute kommt man mehr gezielt auf den Markt, um etwas in höherer Qualität zu kaufen, das man sich wünscht und sich gönnen will.

Was unterscheidet die Märkte in der Stadt von jenen, die auf den Wiesenmärkten abgehalten werden?
Da gibt es schon Unterschiede. In den Dörfern rennt viel öfter der Schmäh, es geht alles etwas leichter von der Hand. Die Wiesenmärkte sind für uns enorm wichtig, hier machen wir einen großen Prozentsatz unseres Jahresumsatzes. Allerdings werden auf den Wiesenmärkten zunehmend Remmidemmi und Party verstärkt und der Markt etwas in den Hintergrund gerückt.

„SIE SIND DANKBAR“
Wo finden Sie die zufriedenstellendsten Verhältnisse vor?
Vor allem in den Regionen, in den Tälern, sind die Menschen einfach etwas anders. Sie sind dankbar, dass wir kommen, es ist ein bisschen familiärer. Das vermittelt uns Gefühle, die uns gut tun.

Wie hat sich Ihr Geschäft im Laufe der Jahre verändert, insbesondere durch Online-Shopping oder soziale Medien?
Bei gewissen Zielgruppen kommen Märkte-Informationen über soziale Medien natürlich besser an. Jene Menschen in einem bestimmten Alter, die mit sozialen Medien nichts zu tun haben, erreichen wir über die klassischen Medien. Das zunehmende Online-Shopping ist auch für uns nicht unproblematisch, aber in Summe gesehen, glaube ich, ist die Gefahr für den Markthandel noch überschaubar.

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… Märkte hat’s immer schon gegeben und wird’s immer geben. Sagen wir es so: Wir haben in der Vergangenheit schon viele Konzerne erlebt, und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.

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